Turnfahrt 2009

Turnfahrt 2009

Beginnen wir am Ende: Acht nicht mehr ganz so frische Turner erreichten ihr Zuhause müde aber zufrieden und mit sehr schönen Erinnerungen an die herrliche Turnfahrt. Turnfahrt ist definitiv das falsche Wort, da nur die An- und Rückfahrt mit Fahren zu tun hatten. Alles andere fand auf Schusters Rappen statt. Muskelkater und Blasen waren das Ergebnis.

Turnfahrt 2009

Nun aber zur Tour, die Christoph Zimmermann minutiös plante. Am zweiten Tag hielten wir uns schon nicht mehr an den Plan, dafür lockte das angeblich schöne Maderanertal im Kanton Uri zu sehr. Die SBB führte uns frühmorgens von Biel nach Chur. Schon in Zürich staunten wir über die vielen Wandervögel, die da zustiegen. Anscheinend war ein schönes Wochenende vorausgesagt. Viele von Ihnen stiegen in die Rhätische Bahn nach Disentis um - so auch wir.. Dies führte bereits zum ersten Intermezzo: Die beiden gäbigsten Bahnwagen waren reserviert. Das hinderte Beat M. und Konsorten nicht daran, hineinzustechen. Nur machten sie die Rechnung ohne den Wirt - sprich ohne die ältere deutsche Dame, die rigoros und mit einem todernsten Blick ihr Abteil verteidigte, obwohl es sonst keine freien Plätze mehr gab. Dabei verpassten unsere Jungs beinahe die wundervolle Fahrt durch die Rheinschlucht. Geologe Lorenz war jedenfalls fasziniert von den Erosionen und den sichtbaren Verwerfungen.

Turnfahrt 2009

In Disentis suchten wir zuerst ein Café, doch auf dem ganzen Weg vom Bahnhof zur Talstation sahen wir keines (Marktlücke?), also liessen wir uns zuerst mit der Luftseilbahn in die Höhe schweben. Dort gab es dann den ersehnten Kaffeehalt, bevor es dann richtig zur Sache ging. Das Ziel war die SAC-Hütte Cavardiras, die man von dieser Seite gemäss Wegweiser in 3h über den Brunnipass erreicht. Wie wir heute wissen, sind diese 3h sehr optimistisch. Inklusive kleinere Pausen benötigten wir eine Stunde länger. Der Aufstieg führte zuerst über Alpweiden zum idyllischen Lag Serein. Von dort führte der Gebirgsweg (blau-weisse Markierungen) über grössere Felsblöcke zum Couloir, das uns zum Brunnipass führte, allerdings unter Zuhilfenahme der fest verankerten Kette. War es in Disentis noch sonnig und warm, verhüllten uns dort oben die Wolken. Wahrscheinlich dienten sie dazu, dass man den Regenschutz nicht vergebens mitgenommen hatte.

Turnfahrt 2009

Übrigens können auch hartgesottene Männer über sonst feminine Themen diskutieren. Man hörte hier von Zwillingen (nicht nur Federers haben welche), Wanderungen mit Kindern, aber auch Militär, Autos, und Sport waren Themen. Nun wissen wir auch, welche Velosättel zu Frauenpopos passen, damit unsere Lieben lieber mit uns biken. Je höher, desto stiller wurde es dann.

Die Aussicht auf dem Brunnipass ist fantastisch. So jedenfalls sahen jedenfalls sahen die Bilder auf der Homepage aus. Wir sahen nur Nebel und Wolken. Trotzdem fanden wir den kurzen Abstieg zum Brunnifirn. Feudalerweise half dazu sogar eine wackelige Leiter. Ein paar Schritte über den Gletscher und schon tauchte die heimelige Hütte auf.

Turnfahrt 2009

Von überall her strömten sie in die Hütte. Nach dem Einrichten, sprich ausrollen des Schlafsacks und aufhängen der verschwitzten Kleidung, begann die viel zitierte Hüttenromatik: Kafi mit Schnaps, Jassen, alte Alpin-Magazine lesen, zwischendurch wieder einen Augenschein draussen etc. Die junge, blonde Hüttenaushilfe bringt uns natürlich locker dazu, nach dem z’Nacht den Abwasch zu machen. Diese Arbeit erledigten wir in Rekordtempo - sogar ohne Schaden - und erhielten dafür noch ein Schlummerbierchen. Punkt 22.00 Uhr waren alle in der Pfanne und eine ruhige Nacht begann.

Der Sonnenaufgang um 07.45 war beeindruckend. Nun sahen wir die Gletscherwelt und die Gipfel ringsum im prächtigen Sonnenschein. Damit war schnell mal klar, dass wir via das Bunnitäli ins Maderanertal hinunter steigen wollten, um nicht zuletzt einen kürzeren Heimweg zu haben. Zudem hatten wir gehört, dass man im Golzerensee baden kann (wie wenn wir in Biel keinen See hätten). Anfänglich führte der Weg wieder über Felsblöcke und Schneefelder, zwischendurch musste man sich wieder an Fixseilen festhalten. Über eine Schafweide (das SVP-Schaf suchten wir vergeblich) erreichten wir die Hinterbalmhütten, wo der erste Halt nötig wurde. Von dort ging es dann steil bergab mit Blick auf imposante Wasserfälle. Zwei attraktive, zierliche Damen kreuzten den Weg und empfahlen uns nochmals den Golzerensee, da sie gerade von dort kämen und nun in die Cavardiras-Hütte aufsteigen wollten. Im Nachhinein staunten wir, wie gut die beiden zwäg sein müssen. Als wir nämlich im Tal ankamen und sahen, dass man den See nur mit einem Gegenanstieg von gut einer Stunde erreichen kann, sahen wir von diesem Vorhaben ab. Einerseits lief uns die Zeit davon, andererseits hatten wir schon über 4 Stunden Abstieg in den Knochen und der Wegweiser zeigte noch 2h bis zum Poschi an. So blieben wir im Tal und zogen wackeren Schrittes zur Golzeren Talstation. Dort genehmigten sich unsere Gaumen eine Glace und die geplagten Stadtfüsse ein erfrischendes Bad im Brunnen, bevor das Postauto mit uns die Serpentinen hinunter nach Amsteg unter die Räder nahm. Philipp K. hätten wir beinahe zurück gelassen, da er noch ein dringendes Bedürfnis hatte und wir ihn nirgends fanden. Knapp reichte es ihm dann doch noch. Die Heimreise verlief dann ohne besondere Vorkommnisse. Zimpu, herzlichen Dank für die super Bergtour, wir kommen wieder mit.

Daniel Christen